Kleine Heimtiere

Artgerechte Haltung von Meerschweinchen

Wie hält man ein Meerschweinchen „artgerecht“ in Gefangenschaft? Falsche Haltung ist nicht selten die Ursache für Erkrankungen.

Die häufigsten Haltungsfehler:

Falsche Fütterung:
Meerschweinchen sind „Herbivoren“. Das heißt, sie sind „Gräser und Kräuterfresser“. Getreidehaltige Produkte gehören nicht auf den Speiseplan Ihres Meerschweinchens. Leider sind die meisten im Handel angebotenen „Meerschweinchen“-Futtermittel nicht für Meerschweinchen geeignet.
Falsche Ernährung ist verantwortlich für mehr als die Hälfte aller medizinischen Probleme, die in unserer Praxis vorgestellt werden (Zahnprobleme, Verdauungsstörungen, Verfettung etc.). Aus diesem Grund haben wir für Sie einen Handzettel ausschließlich zu Fragen der Meerschweinchenernährung erstellt.

Einzel- oder Gruppenhaltung:
Meerschweinchen bevorzugen generell das Leben in der Gruppe bzw. im Rudel. In der Natur besteht ein Familienverband aus 3 - 10 Tieren. Meerschweinchen sind nicht für die Einzelhaltung geeignet! Es sollten immer mindestens zwei Tiere zusammen gehalten werden. Das Vergesellschaften von Meerschweinchen ist deutlich einfacher
als das Vergesellschaften von Kaninchen. Möglich sind verschiedene Gruppenkonstellationen:

  • mehrere weibliche Tier
  • ein kastriertes männliches Tier mit einem oder mehreren weiblichen Tieren
  • mehrere kastrierte männliche Tiere

Zwischen unkastrierten Böckchen gibt es fast immer wilde Raufereien.

Gemeinsame Haltung von Meerschweinchen und Kaninchen:
Meerschweinchen und Kaninchen sprechen nicht die gleiche Sprache, und sie können sie auch nicht erler-nen. Meerschweinchen brauchen immer ihre „Meerschweinchenfamilie“. Diese kann durch ein Kaninchen nicht ersetzt werden.
 
Käfiggröße und Standort:
Viele Meerschweinchenkäfige sind zu klein. Als Mindestgröße für zwei Tiere gilt:

Käfiglänge:    120 cm
Käfigbreite:    60 cm
Käfighöhe:    50 cm

Für jedes weitere Tier sollten 0,5 m2 hinzukommen. Zusätzlich sollten die Tiere regelmäßigen Freilauf in Wohnung oder Garten haben. Bitte beachten Sie bei der Auswahl des Käfigstandorts, dass Meerschweinchen sehr hochentwickelte Sinnesorgane haben. Sie hören, sehen und riechen sehr gut und sollten deshalb nicht in Räumen stehen, in denen ferngesehen oder laute Musik gehört wird. Auch das Kinderzimmer als Käfigstandort ist aus verschiedenen Gründen nicht unproblematisch.
Zum einen sind Meerschweinchen, wie oben beschrieben, sehr geräuschempfindlich, zum anderen sind sie untereinander sehr „gesprächig“ und, da sie dämmerungsaktiv sind, stört dies die Kinder auch oft zur Schlafenszeit.

Innen- oder Außenhaltung?
Meerschweinchen können sowohl drinnen als auch draußen gehalten werden. Wichtig ist jedoch, sie vor Extremtemperaturen zu schützen. In heißen Dachwohnungen oder im Außengehege ohne Sonnenschutz erleiden Meerschweinchen häufig einen Hitzschlag, der nicht selten zum Tode führt. Bei Außenhaltung muss der Meerschweinchenstall im Winter sehr gut gegen Wind und Kälte isoliert sein. Tiere, die aus irgendwelchen Gründen (z.B. Erkrankung) im Winter für einige Tage ins Haus geholt wurden, sollten in diesem Winter nicht wieder zurück in das Außengehege.
Tipps, wie ein geeignetes Außengehege aussehen sollte, finden Sie in der unten genannten Literatur.

Ungeeignete Einstreu:
Die ideale Einstreu ist Stroh. In der Kot- bzw. Urinecke können auch Sägespäne verwendet werden. Pelletierte Einsteu führt zu Schmerzen an den Füßen und kann zu schwerwiegenden Entzündungen der Fußunterseite führen (Pododermatitis). Heu ist kein Einstreumaterial, sondern ein Grundnahrungsmittel der Meerschweinchen.

Käfigeinrichtung:
Viele Häuschen sind zu klein. Die Tiere müssen sich in ihren Häuschen problemlos umdrehen und aneinander vorbei laufen können. Im Häuschen darf kein „Stau“ entstehen. Bitte beachten Sie, dass pro Meerschweinchen ein Häuschen zur Verfügung steht und alle Häuser einen zweiten Ausgang haben sollten! Hiermit beugen Sie schweren Rangordnungskämpfen vor. Die Käfigeinrichtung sollte aus Natur-materialien hergestellt sein, nicht aus Plastik. Die Trinkflaschen und Näpfe sollten täglich mit heißem Wasser ausgespült werden.

Kranke Meerschweinchen:
Ein Meerschweinchen, das nicht frißt, ist immer ein medizinischer Notfall. Es sollte noch am gleichen Tag beim Tierarzt vorgestellt werden. Bereits nach einem Tag ohne Nahrung beginnen der Stoffwechsel und das Verdauungssystem zusammenzubrechen.  Frißt ein Meerschweinchen mehrere Tage nicht, kommt meist jede Hilfe zu spät. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel zur „Zwangsernährung“.


Buchtipp:
„Artgerechte Haltung, ein Grundrecht auch für Meerschweinchen“ von Ruth Morgenegg,  tb-Verlag

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